5-Satz-Partie mit Franz Wiedersich
1. Was war die größte Herausforderung für Sie als NÖTV-Präsident?
Als ich 2006 übernehmen durfte, habe ich in der damaligen Führungsriege eine gewisse Unruhe und Uneinigkeit vorgefunden. Ohne meinen Vorgänger zu kritisieren, darf ich sagen, dass dies manche Entscheidungsprozesse nicht gerade positiv beeinflusst hat. Hier wieder für ein konstruktiveres Klima zu sorgen, war vielleicht die größte Herausforderung.
2. Warum tritt man ein derartiges Amt eigentlich an?
Nun, als ich damals gefragt wurde, stand ich ja noch voll im Berufsleben als Direktor der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Und als professioneller Interessenvertreter habe ich es als sehr reizvoll und lohnend empfunden, auch ehrenamtlich etwas an ein teilweise doch ganz anderes Klientel zurückgeben zu können.
3. Niederösterreich ist das größte Tennisbundesland Österreichs. Was macht es zu einem derart guten Boden für unseren Sport?
Einerseits ist es angesichts der Größe und Bevölkerungszahl Niederösterreichs schon auch ein bisserl logisch, dass aus unserem Bundesland verhältnismäßig viele Topspielerinnen und -spieler stammen. Andererseits glaube ich aber auch, dass etwa unsere, in Österreich einzigartige Kreisstruktur hilft, sehr nahe an den Mitgliedern und den Vereinen dran zu sein. Das ist beispielsweise beim regionalen Sichten und Fördern von Nachwuchstalenten von großem Vorteil.
4. Apropos Nachwuchs. Über jenen am Platz, und wie dieser zu generieren und dann zu fördern ist, wird viel gesprochen. Aber gibt es auch genug junge ehrenamtliche Funktionärinnen und Funktionäre, die das „Werkl“ auch künftig am Laufen halten? Wie ist diesbezüglich Ihr Eindruck?
Da orte ich durchaus ein gewisses „Nachwuchsproblem“. Grundsätzlich scheint das Ehrenamt in der öffentlichen Meinung ja heutzutage immer noch sehr hoch geschätzt. Manchmal habe ich aber den Eindruck, als ob das sportliche Ehrenamt etwas geringer bewertet wird, als etwa ähnliche Funktionen in zweifelsfrei sehr wichtigen Bereichen wie der Feuerwehr oder auch bei Umwelt- und Sozialinstitutionen. Dazu kommt eine ständig wachsende Zahl an „Konkurrenzangeboten“ zur Freizeitgestaltung. Und dann – und das ist jetzt ein sehr persönlicher Befund – scheinen sich heute nicht wenige Leute etwas schwerer damit zu tun, Kritik einzustecken, als Kritik zu üben. Ich würde mir wünschen, dass künftig mehr junge Menschen Kritik üben, aber sich dann auch in der Umsetzung engagieren.
5. Wie steht es um’s eigene Tennis?
Sagen wir so. Ich habe erst relativ spät, mit 29, begonnen und dürfte auch nicht das überragende Ballsporttalent sein. Die raren Erfolge auf überschaubarem Niveau habe ich mir deshalb früher mit viel Laufen und einem ausgeprägten Kampfgeist errackert – aber mir war von Anfang an klar, dass das mit zunehmendem Alter immer schwieriger werden würde. Trotzdem spiele ich noch immer sehr gerne, und das regelmäßige Seniorentraining am TC Biedermannsdorf zählt zu meinen Fixpunkten – durchaus auch wegen der Geselligkeit, für die der Tennissport ja ebenfalls sehr geschätzt wird …
Zum Finale: Sie sind ja weiterhin Teil des NÖTV-Vorstands. Was würden Sie in näherer Zukunft noch gerne umgesetzt sehen?
Grundsätzlich sind wir unter der Führung von Präsidentin Petra Schwarz auf einem sehr guten Weg. Trotzdem würde ich mir beispielsweise wünschen, dass wir die heute herrschende Medienvielfalt noch intensiver nutzen, um unser Angebot publik zu machen. Und wir können noch intensiver jene Menschen in den Fokus stellen und unterstützen, die in den Vereinen die Verantwortung für die Jugendarbeit übernehmen. Schließlich bekommen diese ja von den Eltern temporär die Aufsichtspflicht für deren Kinder übertragen. Dies birgt so manche Herausforderung!
Interview: Fritz Hutter (www.fritzhutter.com)