Mental-Blog 20: für uns alle
Die Kraft der inneren Klarheit (Hermann Tatschl)
„Lockdown! Was jetzt? Wo ist nun die vielzitierte Chance, die angeblich in jeder Krise liegt?“
Manchmal gleicht das Leben einer Autofahrt im dichten Nebel! Schemenhaft taucht die nähere Zukunft vor unseren Augen auf. Wir scheinen gezwungen, nur darauf zu reagieren, was der Weg verlangt oder andere vorgeben. So wie jetzt erneut: Beschränkung auf das Nötigste! Profis und solche, die es werden wollen, dürfen immerhin trainieren! Aber dann?
Fehlt die Klarheit im Außen, wird es umso wichtiger, den Geist zu klären. Wir kennen das ja aus dem Tennissport: Hab ich mir durch gute Vorbereitungsschläge die Chance erspielt, einen Schmetterball oder Flugball unerreichbar für die Konkurrenz zu versenken oder durch einen gezielten Passierball zu punkten, rattert es im Gehirn: Langer Volley oder Stoppball? Schmetterball nach außen oder durch die Mitte? Passierball diagonal oder entlang der Linie, Vollbrett auf den Körper oder doch ein Lob? Je mehr Optionen, umso geringer die Klarheit und umso größer die Möglichkeit für Fehler!
Ähnlich ist es am Beginn einer Profikarriere: Studium oder Beruf oder Sport? Dieser Weg, oder jener? Oder doch lieber von jedem etwas? Kürzlich hörte ich das Zitat: „Wer sich immer alle Türen offenhalten will, wird ein Leben auf dem Flur verbringen.“ Keine optimale Vorstellung für die eigene Biografie! Ein Leben im Vorzimmer, während ich andere, die eine klare Linie im Denken und Handeln verfolgen, dabei beobachte, wie sie von Erfolg zu Erfolg eilen!
Klarheit ist der Lack, der Meister zum Glänzen bringt. Genau darin liegt unsere Chance in diesem November-Lockdown! Schaffen wir Klarheit! Ein guter Termin, denn der Jahreswechsel ist ja auch nicht mehr fern. Stellen wir uns ernsthafte Fragen und geben uns ehrliche Antworten! Sie bringen Sicherheit und vor allem innere Klarheit! Nur dem klaren Geist folgt ein klares, präzises Handeln. Nützen wir den Lockdown und gehen wir auf mentale Distanz zum Alltag. So wie Künstler und Handwerker es tun: Sie treten einen Schritt zurück, um die bisherige Arbeit zu prüfen und neue Einsichten zu gewinnen.
- Ist der Weg, den ich bisher gegangen bin, tatsächlich MEIN Weg? Bin ich glücklich dabei?
- Wieso will ich diesen Weg gehen? Woran erkenne ich, dass es MEIN Weg ist?
- Wie will ich die nächsten Jahre und Jahrzehnte meines Lebens gestalten?
- Was soll durch mein aktuelles Denken und Handeln herauskommen?
- Was habe ich, verglichen mit jenen, die dieses Ziel schon geschafft haben, bereits gelernt?
- Was brauche ich noch, um dorthin zu kommen, wohin ich will?
- Wie sollen die nächsten Schritte auf meinem Weg aussehen?
- Welche Fähigkeiten und Eigenschaften will ich mir in nächster Zeit erarbeiten?
- Was will ich noch verändern, was kann und soll so bleiben, wie es ist?
- Was brauche ich noch, um meinen Talenten eine faire Chance zu geben?
Wenn aktuell im äußeren Alltag viele Dinge ungewiss sind, viele Fragen unbeantwortet bleiben, sollten wir uns wenigstens innere Klarheit schaffen. Den Lohn für diese Arbeit ernten wir dann, wenn wir die Bremse lösen und wieder Fahrt aufnehmen können. Wenn sich die Nebel der Pandemie lichten, werden wir umso klarer in die Zukunft sehen. Womöglich werden wir rückblickend sogar sagen: Das Jahr 2020 war für den weiteren Lebensweg entscheidend, weil ich für mich sehr viel Klarheit gewonnen habe!
Das wünsche ich Euch, liebe Spielerinnen und Spieler, liebe Trainerinnen und Trainer, liebe Eltern!
Liebe Grüße, Hermann
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