Mental-Blog 16: für unsere Spieler/innen
Mental-Blog 16: für unsere Spieler/innen (Hermann Tatschl)
Emotionen im Wettkampf: Die Kunst, auf der richtigen Welle zu reiten
Wettkampftennis ist zurück! Zumindest in nationalen Turnieren und Ligen! Im Trubel der Matches erwachen neue Emotionen! Wie haben wir das doch alle vermisst! Training ist ja ganz schön, aber der Wettkampf, das ist schon eine andere Kategorie! Vor allem in mentaler und emotionaler Hinsicht. Es geht ja um Resultate! Gewinnen oder verlieren!
Emotionen! Hauptursachen für Siege oder Niederlagen, wenn technische und körperliche Fähigkeiten sich annähernd die Waage halten. Wer kennt nicht die Aussage: „Sie/Er hat das Spiel im Kopf verloren oder gewonnen.“ Emotionen entscheiden über den Ausgang von Spielen. Sie beeinflussen und steuern die Leistungsfähigkeit.
„Ich kann halt nicht anders“, entschuldigen sich Spieler/innen, wenn negative Emotionen mit ihnen durchgehen. Ein einziger Fehler kostet zwar nur einen einzigen Punkt, führt aber oft zu vielen weiteren verlorenen Punkten und Games und schließlich zur Niederlage! Emotionen über den Punktverlust oder andere empfundene Missstände wie Wetter, Platzverhältnisse, Ballqualität, Gegnerverhalten oder die eigene Tagesform lassen sich einfach nicht besänftigen. Sind wir den Emotionen tatsächlich so hilflos ausgeliefert, wie es oft scheint?
Der Fußballprofi Jonatan Martensson zog aus dem eigenen Umgang mit Emotionen die Konsequenzen. Er kam zu dem Schluss: „Emotionen sind wie Wellen! Du kannst sie nicht aufhalten! Aber du kannst selbst wählen, auf welcher du surfst!“
Jeder Wettkampf gleicht einer emotionalen Berg- und Talfahrt. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt und allem, was dazwischen Platz hat, ist alles dabei. Mit dem ersten gespielten Punkt beginnt eine herausfordernde Reise auf der emotionalen und mentalen Achterbahn.
Emotionen zeigen sich auch nach außen auf verschiedene Weise. Je nach Spielerin oder Spieler und emotionaler Tagesform. Achtsame Zuschauer und Gegner/innen erkennen sie an Worten, an Gesten, Gesichtsausdruck, Energiequalität, Fokus, Ausstrahlung und Verhalten. Oft hat sich noch Minuten nach einem verlorenen Punkt die deutlich sichtbare Resignation nicht gelegt. Fehler haben emotionale Langzeitwirkung, wenn wir es zulassen! Auch erfolgreiche Aktionen lassen uns emotional nicht kalt! Doch Fehlleistungen bleiben im Kopf meist länger präsent, als erfolgreiche Aktionen.
Aber ich selbst treffe die Entscheidung: Auf welcher emotionalen Welle surfe ich? Nütze ich gelungene Aktionen, um mich positiv einzustimmen? Lasse ich mich von der negativen Welle in ein emotionales Loch reißen? Beides mit entsprechender Außenwirkung, die weder Zuschauern noch Gegnern/innen verborgen bleibt?
Jetzt geht´s darum: Ist mir mein Erfolg wichtig genug, dass ich dafür bereit bin, die positive Welle zu reiten, auch wenn mein Bedürfnis nach negativer Emotion im Moment riesengroß ist? Lasse ich mich von meinen erfolgreichen Aktionen inspirieren oder schenke ich meinen Fehlern mehr Platz im Kopf? Ich habe die freie Wahl. Niemand kann mich beeinflussen, wenn ich es nicht will! Weder von außerhalb des Platzes, noch von der anderen Seite des Netzes! Ich entscheide, welche Emotion ich vorziehe! Vorausgesetzt, ich habe gelernt, auf der richtigen emotionalen Welle zu reiten!
Liebe Grüße, Hermann
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